Be Present!

22.02.2024

Morgens, halb 8. Durch den grünen Fichtenwald strahlt die goldene Morgensonne. Es duftet nach Moos, nach Harz, Fichtenzapfen und Waldboden. Es ist kalt. Die Luft ist frisch, leichter Nebel liegt noch über den Hügeln. Die ersten Vögel zwitschern und in der Ferne klopft ein Specht. Alles ist friedlich, ja fast schon mystisch. Inmitten dieser Idylle liegt ein stiller Waldsee: das Wasser ist klar, Bäume spiegeln sich darin. Über dem Wasser liegt ein dünner Nebelschleier. Diese Stille… 

5 Minuten später graben sich meine nackten Füße verzweifelt in den Schlamm. Aus irgendeinem Grund denke ich, dass der Grund des Sees wärmer ist, als das 1,5 Grad kalte Wasser. Um einen Fuß hülle ich Wasserpflanzen (als ob das was nützen würde). Vor einer Minute kam die Anweisung von unserem Instructor: „So, Leute. Bademäntel ausziehen. Wir machen heute wieder Intervall-Eisbaden. Dieses Mal gebe ich aber keine Zeitangabe. Ich sage Euch irgendwann, dass Ihr rauskommen könnt. Versucht, dem Impuls zu widerstehen, sofort aus dem Wasser zu gehen. Wenn Ihr nach einiger Zeit denkt, es geht nicht mehr, dann versucht auch dann wieder, über diesen Punkt zu gehen. Keine Sorge, ich habe Euch alle genau im Blick. Also, ab ins Wasser, wir beginnen die Session erst, wenn alle im Wasser sind, also Beeilung.“ 

Ich bin noch in der ersten Phase. Das Wasser ist unfassbar kalt. Doch mit jedem Atemzug wird mein Atem ruhiger, der Körper wehrt sich nicht mehr. Let go. Ich beruhige mich immer mehr. Mir gegenüber steht Marcus. Ein Kampfsportler, eine echte Maschine. Und ein Mensch mit einem großen Herz. Wir blicken uns tief in die Augen, motivieren uns gegenseitig zum Durchhalten, schicken uns Kraft. Und plötzlich wird mir warm. Ich blicke über das Wasser, durch den Nebel in den Sonnenaufgang. Pure Magie. Ich bin komplett im Augenblick, mit allem verbunden. Es fühlt sich an wie Ewigkeit. DAS ist Präsenz. Unbeschreiblich. Plötzlich ruft Patrick: „So, Ihr Verrückten. Raus aus dem Wasser! Das waren jetzt 7 Minuten. Macht Euch warm!“ Wir steigen auf einen Steg, gehen in den „Horse Stand“ und beginnen, uns aufzuwärmen. Die ersten beginnen zu brüllen, einige schnauben, andere sind ganz ruhig. Ich denke: „OK, gleich geht es wieder rein, so richtig warm ist dir aber noch nicht…“ Also spanne ich die Muskulatur noch stärker an, balle die Hände zu Fäusten und punche den „inneren Schweinehund“ von allen Seiten. „Noch 1 Minute.“ höre ich Patrick sagen. Er geht zu jedem Teilnehmer und checkt die Lage. Wir gehen zu den Leitern. Steigen in den See und stoßen uns nach hinten ab. 

Diesmal ist es ein komplett anderes Gefühl. Die ersten Sekunden sind ok. Doch dann fängt der Kopf an: „Werden das wieder 7 Minuten? Das halte ich nicht durch. Mir ist jetzt schon kalt. Und das mit dem Schlamm und den Pflanzen hat gar nichts gebracht. Und wie geht es dann weiter? Gestern waren wir 3mal hintereinander drin. Geht das heute 4mal, 5mal oder noch häufiger? Das kann doch nicht gut sein. Die zwei Stunden Wanderung gestern mit bloßem Oberkörper und das direkt anschließende Eisbad waren schon heftig, aber das heute wird noch heftiger. Jetzt werde ich bestimmt krank. Und dann sagen die anderen: Siehst Du, ich hab doch gleich gedacht, dass das eine Schnapsidee war. Aber Du musstest das ja aus irgendeinem Grund machen. Patrick, wie lange noch? Thomas, was machst Du hier eigentlich? Bist 8 Stunden einmal quer durch Deutschland gefahren, nur um jetzt hier in diesem kalten Bergsee zu stehen.“ Ich beginne zu zittern, meine Füße spüre ich schon lange nicht mehr. Aber ich will durchhalten. Dann höre ich Patricks erlösende Stimme, diesmal etwas ernster: „OK, raus, Leute! Aufwärmen!“ Puh, geschafft. Wir „wärmen“ uns auf. Diesmal bin ich nicht im Fokus. Mein Quatschi hat jetzt das Ruder an sich gerissen. „Wie oft müssen wir noch in das Wasser? Kann ich nicht einfach aufhören? Ist doch alles freiwillig.“ Aber aufgeben will ich auch nicht. Den anderen scheint es ähnlich zu gehen. Martin pusht die Gruppe nochmal. Bei ihm saß ich vor einigen Monaten das erste Mal in einer Eiswanne. (Ich hatte darüber berichtet). Das motiviert mich. So langsam kommt die Zuversicht wieder. Doch mir fällt es immer noch schwer, meine Gedanken einzufangen. Plötzlich kommt die Ansage von Patrick: „So, dann hört mal alle auf und stellt Euch aufrecht hin. Schließt Eure Augen. Konzentriert Euch. Hört in Euern Körper rein. Wir machen uns jetzt bereit für die nächste Runde!“ „DAS DARF JETZT ECHT NICHT WAHR SEIN!“ ruft es in mir. Aber ich will „durchziehen“. Dann höre ich wieder Patricks Stimme: „Atme noch einmal ganz tief ein. Und jetzt ganz tief aus. Sei ganz bei Dir. Stell Dir jetzt die nächsten Minuten vor…: heißer Kaffee, warmes Rührei, knackiges Brötchen. Wir gehen jetzt FRÜHSTÜCKEN!“ Ich könnte heulen vor Glück. Die Gruppe jubelt, was für eine Erleichterung. Und was für ein Stolz, dass wir es geschafft haben. Wir umarmen uns, große Freude. Geschafft!

Heute, zwei Tage später sitze ich hier im Warmen und schreibe diesen Text. Warum schreibe ich darüber. Nun, aus mehreren Gründen. 

  1. Ich bin nicht krank geworden. Und habe somit meine „Story“ umgeschrieben – dazu in einem anderen Newsletter vielleicht mehr. 
  2. Um mich bei Patrick und bei seiner wunderbaren Frau Linda für die grandiose Unterstützung während der 5 Tage zu bedanken.  
  3. Um die Gruppe wertzuschätzen, denn wir haben uns gegenseitig gepusht und getragen. 
  4. Weil es mir ein Bedürfnis ist, dieses besondere Erlebnis mit Euch zu teilen. 
  5. … und weil es der „Beweis“ für meine These aus dem letzten Newsletter ist! 

Im Hier und Jetzt ist alles gut!

Im Hier und Jetzt, in der totalen Präsenz während der ersten 7 Minuten im Wasser war alles gut. Ich fühlte mich eins mit der Natur und verbunden mit den Menschen um mich herum. Es gab keinen Schmerz, keine Negativität. Doch dann kam der Verstand, der Quatschi, der Mind: „Wie viele Wiederholungen? Was, wenn mir kalt wird? Wie lange geht das hier noch? Ich werde doch bestimmt krank? Kann noch was Schlimmeres passieren?“ ALL DAS ist NICHT eingetreten. ALL DAS waren Hirngespinste vom Verstand. 

„Du bist nicht Dein Verstand.“ E. Tolle

Wie oft hast Du ähnliche Situationen im Alltag? Und damit meine ich nicht ein Eisbad in einem Waldsee im Erzgebirge. Ich meine die ganz alltäglichen Situationen, in denen Du nicht präsent bist. Beobachte Dich auch heute einmal dabei. Denn: Die Bewusstmachung ist immer der erste Schritt. Wenn Du spürst, dass Du wieder abdriftest, weil Du beim Spielen mit Deinen Kindern an das kommende Meeting denkst oder beim Gespräch mit Deinem Partner überlegst, was Du gleich noch machen musst, dann hol Dich zurück in die Situation. Dein Gegenüber wird es spüren, garantiert. Und wenn Du einer Tätigkeit nachgehst, dann konzentriere Dich voll auf diese Tätigkeit. Wenn Du isst, dann isst Du. Dann guckst Du nicht auf das Handy, schaust nebenbei Fernsehen (nein, auch keine Nachrichten) oder liest beim Frühstück die Zeitung. Versuch es einfach mal. Ich bin der Letzte, der Dir vorschreiben will, was Du wie zu tun hast. Meine Aufgabe ist es, Impulse zu liefern, Dich anzustupsen. Und wenn es Dir etwas bringt, dann freu ich mich riesig darüber. Denn dann hat sich meine Erfahrung im Waldsee mehr als gelohnt! 

Gerne können wir das Thema auch in einem kostenfreien und unverbindlichen Kennenlern-Coaching weiter vertiefen. Trau Dich doch einfach! Einfach hier klicken: 

An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an die vielen Mails, die mich erreicht haben. Ich habe noch nicht alle beantworten können, aber ich bleib dabei. Danke für Deine Geduld. 

Ich wünsche Dir eine tolle Woche, voller Vorfreude auf alles, was noch kommt!

Thomas 

P.S.: Fun fact: Das Wort „Präsenz“ lässt sich im Englischen mit „presence“ übersetzen. „Präsent sein“, „im Augenblick sein“ heißt „to be present“. 

Das englische Substantiv „present“ bedeutet „Geschenk“. Ach, und jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Es gibt ja auch im Deutschen den Begriff „Präsent“. Also ein Geschenk (Präsent) und gleichzeitig anwesend sein (präsent). Glaubst Du auch nicht an Zufälle…? 

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